„Gerade in Zeiten des globalen Klimawandels ist es nun höchst an der Zeit, vor allem im Verkehr mutig zu denken, damit wir nachhaltige, über Generationen wirkende Lösungen auf den Weg bringen“, so der SPÖ-Vorsitzende, der auch schon sehr auf das Resultat dieser Studie gespannt ist.
„Die Ergebnisse sollten den Umlandgemeinden zur Verfügung gestellt werden“, und ich fordere hiermit die betreffenden Planungsverbände auf „sich ausführlich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, damit diese Untersuchungen nicht verpuffen oder irgendwo im Innsbrucker Magistrat schubladisiert werden“.
Larl beschäftigt sich schon über einen längeren Zeitraum mit der Thematik „Urbane Seilbahnen“ als möglichen Lösungsansatz zur Bewältigung des hohen Verkehrsaufkommens im Westlichen Mittelgebirge und hat dies auch im folgenden Artikel festgehalten:
Larl: Urbane Seilbahnen
Vision oder längst überfälliges Projekt?
In luftiger Höhe nach Innsbruck pendeln, dabei noch eine Menge CO2 einsparen? Urbane Seilbahnen als ein möglicher Lösungsansatz aus dem zukünftigen Verkehrschaos.
Effektiver Klimaschutz muss polarisieren.
Oktober 2020
Ausgangslage
Auf dem Plateau des westlichen Mittelgebirges liegen aufgefädelt die Gemeinden Grinzens, Axams, Birgitz, Götzens, Natters und Mutters (von West nach Ost). Mit Stand 2020 ist mittlerweile die Anzahl der Einwohner auf gesamt über 17.000 Personen angewachsen. Nahe gelegene Orte unserer Landeshauptstadt (sprich dem Speckgürtel um Innsbruck) werden auch zukünftig mit einer zunehmenden Bevölkerungsentwicklung (Zuzug) zu rechnen haben. Folgernd wird der Individualverkehr in diesen Gemeinden auf dem zu Grunde liegenden Straßennetz ebenfalls steigen. Zu Stoßzeiten ist bereits jetzt schon eine schmerzliche Belastungsgrenze erreicht. Unmittelbar betroffene Anrainer von Hauptverkehrswegen sind einer stetigen Lärm- und Abgasbelastung ausgesetzt. In den Jahren 2007 bzw. 2017(18) wurden vom Land Tirol und dem zuständigen Planungsverband des Westlichen Mittelgebirges Beauftragungen zur Erstellung regionaler Verkehrskonzepte erteilt. Wesentlich wird dabei auf den verstärkten Einsatz des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV, sprich Bus) gesetzt. Dabei wird kurz- bis mittelfristig eine spürbare Entlastung erzielt, in wieweit jedoch dieses Konzept auch nachhaltig wirkt ist fraglich. Welche Punkte aus den beiden Konzepten noch umgesetzt und auch den erwünschten Erfolg erzielt haben/erzielen werden, wäre wiederum zu evaluieren!? Fakt jedoch ist, trotz lobenswerter Bemühungen öffentlicher Institutionen nimmt der Individualverkehr weiterhin stetig zu.
Zwischenstand
Wie werden wir das steigende Verkehrsaufkommen in den Griff bekommen? Sind verstopfte Straßen unsere traurige Zukunft. Werden häufige Staus oder gar ein Dauerstau und entsprechende Lärmbelästigung und Verpestung der Luft auf der Tagesordnung stehen? Wenn öffentliche Verkehrsmittel auch im Stau stecken bleiben, weil für eigene Busspuren sowieso kein Platz ist, dann wird dieser immer weniger attraktiv und alle fahren dann doch lieber mit dem Auto? Der Bau von U-Bahnen unter dem Stau ist zu teuer und der Bau von neuen Straßen wirklich keine sinnvolle wenn überhaupt noch durchführbare Lösung?
Lösungsansätze
Eine Erweiterung des Straßennetzes (sprich in die Breite) wie bereits erwähnt, ist kaum mehr durchführbar. An einer großräumigen Umfahrungsstraße zur Entlastung sind wir ja schon seit den 70-iger Jahren mehrmals gescheitert. Die Lösung mit einer Straßenbahn fällt wegen Platzmangels ebenfalls aus. Eine U-Bahn (sprich in die Tiefe) wird sich aus Kostengründen auch nicht spielen. Bei einer dreidimensionalen Denkweise bleibt somit nur mehr eine Achse übrig (sprich in die Höhe, somit einer Verlagerung des Verkehrsflusses vom Boden in die Luft). Ein S-Bahn-System welches in die Höhe gezogen (über dem Straßensystem) gebaut wird, ist wohl auch nicht durchführbar und fällt bei einer Kostenanalyse wahrscheinlich ebenfalls durch.
Seilbahn über die Kalkkögel
Vor wenigen Jahren noch in aller Munde. Das Projekt - bezeichnet mit "Der Brückenschlag" - eine Seilbahn-Verbindung von der Axamer-Lizum über die Kalkkögel in die Schlick. Das Projekt wurde allerdings nach längerer Diskussion ad acta gelegt.
Warum erwähne ich dieses Projekt?
Die gesamthafte Dimension des damaligen Projektes hat mich erstaunt. Die Höhe der geplanten Projektkosten (ca. € 64 Mio.) und das damit verbundene Finanzierungskonzept haben mich noch mehr zum Staunen gebracht. Betroffene Seilbahnunternehmen, private Seilbahnbetreiber, Tourismusverbände, die Regionen und öffentliche Institutionen (mit max. 20%) wurden als Investoren genannt. Eine satte Investition, wenn man bedenkt, dass sich der Hauptzweck dieses Projektes eigentlich auf eine individuelle, sportliche Freizeitbeschäftigung beschränkt. Oder auf guat tirolerisch ausgedrückt: Für sölche Zwecke hoben wir in Flieder!
Öffentliches Interesse
Sollten wir zur Lösung eines bevorstehenden Verkehrschaos uns nicht auch einmal trauen in größeren Dimensionen zu denken? Warum scheuen wir uns davor, ein höheres Investitionsvolumen auch nur anzudenken, obwohl es eigentlich im Sinne von öffentlichem Interesse ist? Wir bauen seit Jahrzehnten Seilbahnen auf höchste Berge, in exponierteste Lagen unseres Landes und befördern Millionen Menschen in luftige Höhen zum Zweck der Freizeitbeschäftigung!
Warum bauen wir dann eigentlich keine Seilbahnen zur allgemeinen Nutzung als Personen-Nahverkehrsmittel? Der Lösungsansatz ist nicht neu und wird auf der gesamten Welt im urbanen Stadtbereich bereits forciert. Warum lösen wir uns nicht von alten Denkmustern und versuchen zukünftig so wichtige Herausforderungen mit nachhaltigen, effizienten, innovativen und umweltschonenden Lösungswegen zu meistern.
Ausgereifte Technik
Seilbahnen werden, nach entsprechend positivem Genehmigungsverfahren, in relativ kurzer Zeit erbaut und lassen sich im Vergleich zu konventionell betriebenen öffentlichen Verkehrsmitteln sehr kostengünstig realisieren und betreiben. Der benötigte Platz beschränkt sich auf wenige Stationen und Stützen. Eine Überwindung von Hindernissen ist über den Luftweg möglich, die Bewältigung von Steigungen liegt auf der Hand. Ein auf Straßen gebundener Verkehr unterliegt dem vorherrschenden Verkehrsfluss, oftmals sehr beeinträchtigt durch widrigste Witterungsverhältnisse. Seilbahnen haben eine "exklusive Fahrbahn", Behinderungen durch weitere Verkehrsteilnehmer bzw. andere Engpässe sind somit ausgeschlossen. Eine kontinuierliche Beförderung der Fahrgäste ohne Wartezeiten ist möglich, Fahrpläne und somit auch ein "Verpassen vom Bus" gehört der Vergangenheit an. Die Beförderung von körperlich beeinträchtigten Personen wird durch Barrierefreiheit bei den Ein- und Ausstiegsstellen gewährleistet.
Energieeffizienz und Sicherheit
Seilbahnen sind im Betrieb sehr leise und stellen daher keine wesentliche Beeinträchtigung durch Lärm dar. Es werden dabei auch keinerlei Schadstoffe und Emissionen durch direkten Ausstoß an die Umwelt abgegeben. Der Antrieb erfolgt von zentraler Stelle und kann durch Strom aus erneuerbarer Energie gewährleistet werden. Somit kommen wir zu einer äußerst positiven ökologischen Energie- und Umweltbilanz gegenüber herkömmlichen Verkehrsmitteln. Fachbeiträge weisen dabei einer Seilbahn die besten Werte bei CO2, CO (Kohlenmonoxid) und NOx (Stickoxide) aus. In Zeiten des weltweiten Klimawandels ist das sicher ein treffendes Argument!
Beförderungsleistung, Sicherheit
Die Beförderungsleistung einer Seilbahn wird von Experten mit einer Kapazität von ca. 5.000 Personen pro Stunde angegeben (hängt von der Größe der Anlage ab). Diesem Beispiel entsprechend ergibt sich eine max. Anzahl der möglichen Fahrgäste von ca. 10.000 / 1 h beide Richtungen summiert. Dem zufolge würde man für dieselbe Beförderungskapazität ca. 100 Busfahrten bzw. 2.000 PKW-Fahrten benötigen. Auch beim sicherheitstechnischen Aspekt punktet die Seilbahn, denn laut Studien ist es nach dem Flugzeug das zweit-sicherste Verkehrsmittel bezogen auf die zurückgelegten Personenkilometer!
Erweiterung des ÖPNV-Netzes
Bei optimaler Planung der Standorte besteht die Möglichkeit, Seilbahnen in das öffentliche Verkehrsnetz zu integrieren, was somit eine "hybride" Erweiterung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur darstellt. Eine nachhaltige Nutzung bereits bestehender ÖPNV-Linien wird dadurch gefördert.
Nachhaltige Verkehrslösung für Generationen gesichert
Was spricht gegen eine innovative, umweltfreundliche und nachhaltige Lösung, welche auch noch den Anforderungen zukünftiger Generationen gewachsen ist und zu Gunsten der ganzen Region wirkt?
Ich bin mir bewusst, dass ein Projekt dieser Größenordnung und Ausprägung polarisiert ... und das ist auch gut so. Es lohnt sich jedoch jedenfalls, darüber nachzudenken und es als einen möglichen Lösungsansatz auch in Betracht zu ziehen!
Ing. Thomas Larl
Axams, Oktober 2020
www.thomas-larl.at
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